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03. Mai 2024

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Einkommensschwache Haushalte weiter unter Druck

Einkommensschwache Haushalte weiter unter Druck© pexels/cottonbro

Im privaten Bereich ist Zahl eröffneter Schuldenregulierungsverfahren geringer als erwartet gestiegen, durchschnittliches Schuldenausmaß sinkt. Situation weiter angespannt, so aktuelle Berechnungen des KSV1870.

(red/czaak) Neben dem Thema Firmeninsolvenzen (economy berichtete) hat sich der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) auch die Daten der Privatkonkurse im ersten Quartal 2024 angeschaut. Laut Hochrechnung wurden im ersten Quartal 2024 in Österreich 2.265 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren (25 Fälle pro Tag) gezählt. Das sind um rund vier Prozent mehr als im Vorjahr.

Dabei verzeichnet lediglich das Burgenland einen signifikanten Rückgang (- 44 Prozent), alle anderen Bundesländer vermelden Zuwächse. Im Gegensatz zu den Fallzahlen sind die Passiva um rund drei Prozent auf 220 Mio. Euro leicht rückläufig. Damit sinkt auch das Schuldenausmaß pro Schuldner auf 97.000 Euro (- 7.000 Euro). Aufgrund der aktuellen Entwicklung erwartet der KSV1870 am Jahresende rund 9.500 eröffnete private Schuldenregulierungsverfahren.

Vergangenes Jahr große finanzielle Belastung für heimische Privathaushalte
Obwohl sich die Inflation im Jahresverlauf 2023 eingebremst hat, stellte das vergangene Jahr eine große finanzielle Belastung für die heimischen Privathaushalte dar. Dafür verantwortlich ist laut Wirtschaftsforschung neben den im Vorjahr gestiegenen Verbraucherpreisen auch das generell recht hohe Preisniveau in Österreich. Das hat zwar zur Folge, dass Privatpersonen in finanziell prekären Zeiten ihren Konsum - dort wo es möglich ist - einschränken und auf das Notwendigste reduzieren, dennoch gelingt es vielen nicht mehr, ihre finanziellen Verpflichtungen vollumfänglich zu stemmen.

Aufgrund dieser Entwicklung wurden seit Jahresbeginn 2.265 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, was einer Steigerung von 4,2 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht. „Diese Entwicklung ist die Fortsetzung des Vorjahresniveaus. Trotz persönlicher Einschränkungen geht es sich infolge der anhaltend äußerst herausfordernden Wirtschaftslage für viele Menschen finanziell nicht mehr aus. Für sie ist eine geordnete Entschuldung der einzige Ausweg“, erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.

Das Niveau des Jahres 2023 setzt sich fort
Der bundesweite Anstieg an eröffneten Schuldenregulierungsverfahren spiegelt sich in sämtlichen Regionen wider, mit einer Ausnahme. Das Burgenland verzeichnet mit einem Minus von 44 Prozent als einziges Bundesland einen massiven Rückgang bei den privaten Pleiten. Alle anderen acht Bundesländer vermelden Zuwächse. Am deutlichsten fällt dieser in der Steiermark mit plus 11 Prozent aus. Wien verzeichnet einen Anstieg von 8 Prozent. Parallel dazu werden hier mit 795 eröffneten Schuldenregulierungsfällen auch die meisten Fälle gezählt.

Im Gegensatz zu den Fallzahlen sind die vorläufigen Verbindlichkeiten im ersten Quartal 2024 auf 220 Mio. Euro leicht rückläufig. Gegenüber dem Vorjahr weist die KSV1870 Hochrechnung ein Minus von rund drei Prozent aus. So ist auch das durchschnittliche Schuldenausmaß etwas gesunken, von 104.000 auf 97.00 Euro pro Schuldner. Generell spitzt sich die Lage für die einkommensschwächeren Haushalte weiter zu. Aus heutiger Sicht erwartet der KSV1870 jedenfalls einen weiteren Anstieg und geht von rund 9.500 Fällen am Jahresende aus.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 23.04.2024