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28. März 2024

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Wachstum trotz Kostendruck und Rohstoffknappheit

Wachstum trotz Kostendruck und Rohstoffknappheit© Forum Wellpappe

Wellpappe-Industrie bilanziert für erstes Quartal mit Absatzplus. Innovation und Nachhaltigkeit punkten gegen hohe Energiekosten und Problemen bei Rohstoffen und Logistik. IKEA stanzt Kunststoffverpackungen.

(red/czaak) Die heimische Wellpappe-Industrie ist seit zwei Jahen in einer Art Dauereinsatz: Erst die enorme Nachfrage nach Wellpappe-Verpackungen während der Pandemie, dann monatelange, extreme Preissprünge bei Rohpapier, und aktuell belastet die angespannte Lage am Energie- und Rohstoffmarkt die Branche erneut.

„Diese Situation fordert all unsere Kräfte“, sagt Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria anlässlich der aktuellen Bilanzpräsentation für das erste Quartal 2022. „Die Pandemiepläne haben sich bewährt und helfen uns auch in der derzeitigen Situation. Wir haben unsere Lieferketten bestmöglich abgesichert“, ergänzt Kaar.

Systemrelevanter Wirtschaftszweig
Grundsätzlich ist die Nachfrage nach Verpackungen aus Wellpappe ungebrochen. Das belegen auch die aktuellen Zahlen für die ersten drei Monate 2022. Beim mengenmäßigen Absatz in Millionen Quadratmeter verzeichneten die fünf Mitgliedsunternehmen des Forum Wellpappe Austria ein solides Wachstum von knapp vier Prozent. In absoluten Zahlen ist das eine Fläche von 270 Millionen Quadratmetern. In Tonnen ist eine Steigerung von 4,5 Prozent zu verzeichnen (129.600 Tonnen). 

„Spätestens seit der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass wir systemrelevant sind. Ohne Verpackungen aus Wellpappe wäre der moderne Warenverkehr heute nicht machbar“, unterstreicht Kaar. In Österreich werden über zwei Drittel aller transportierten Waren in Wellpappe verpackt. Einen wesentlichen Anteil daran hat die gestiegene Nachfrage aus der Lebensmittel-, Getränke- und Konsumgüterindustrie (54 Prozent), gefolgt von Möbel, Elektronikteilen, Maschinen und Fahrzeugen (19 Prozent), sowie Logistik und Onlinehandel (12 Prozent). 

Produktion massiv unter Druck
Unter Druck bringen die Betriebe allerdings anhaltende Probleme mit den Lieferketten und Preissprünge bei Rohmaterialien. Allein beim Rohpapier als wichtigsten Rohstoff kam es seit Anfang des Jahres 2021 zu Preissteigerungen von bis zu 70 Prozent. Dazu kommen extrem stark gestiegene Preise für Strom, Gas, Logistik, Stärke, Farben und Paletten.
„Das verschärft den Preisdruck enorm. Wir sind gefordert wie nie zuvor, um die Versorgung mit Wellpappe-Verpackungen sicherzustellen“ betont Stephan Kaar. Aufgrund der laufenden Preiserhöhungen bei Rohstoffen gab es auch Anpassungen beim Wellpappe-Preis. „Derzeit ist noch keine Besserung in Sicht“, so Kaar. 

Situation als Arbeitgeber und das Thema Nachhaltigkeit
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist die heimische Wellpappe-Industrie ein stabiler und sicherer Arbeitgeber. „Jobs in der Wellpappe-Branche sind derzeit gefragt. Denn dort, wo es um Verkaufsverpackungen aus Wellpappe geht, spielt auch die Beratung eine immer größere Rolle“, sagt Florian Döbl vom Forum Wellpappe Austria. Insgesamt beschäftigt die Branche derzeit rund 1.900 Mitarbeiter. Pro Jahr werden 80 Lehrlinge in 14 Lehrberufen ausgebildet. 

Ein zentraler Fokus der Branche liegt auf den Themen Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit, wo etwa das wachsende Umweltbewusstsein zu einer verstärkten Nachfrage nach Wellpappe führt. Recyclingpapier, Bruch- und Durchforstungsholz sind die wichtigsten Rohstoffe für Wellpappe-Rohpapiere. „Wer sich für Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen entscheidet, schont die fossilen Ressourcen unserer Erde und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz“, erläutert Kaar. 

IKEA verabschiedet von Kunststoff für Verkaufsverpackungen
Ein Beispiel für das Thema Innovation und Nachhaltigkeit ist IKEA. Das schwedische Möbelunternehmen gibt jährlich mehr als eine Milliarde Euro für rund 920.000 Tonnen Verpackungsmaterial aus und will bis 2028 gänzlich auf Kunststoffverpackungen verzichten. „Der Verzicht auf Kunststoff in Verkaufsverpackungen ist der nächste große Meilenstein in Richtung Nachhaltigkeit. Unser Schwerpunkt wird künftig auf Papier und Wellpappe als recycelbarem und erneuerbarem Material liegen", sagt Florian Thalheimer, Sustainability Manager IKEA Österreich. 

Die Wellpappe-Branche prämiert jährlich Verpackungslösungen und Displays, die die Leistungsfähigkeit der Wellpappe und der Branche besonders anschaulich belegen mit dem sogenannten Wellpappe Austria Award. Zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen bestätigen parallel die Innovationskraft der heimischen Wellpappe-Betriebe. Das Forum Wellpappe Austria vertritt als Sprachrohr die Interessen der Unternehmen DS Smith Packaging Austria, Dunapack Mosburger, Mondi Grünburg, Rondo Ganahl und Steirerpack.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 10.05.2022