Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

19. April 2024

Search form

Search form

„Projekte, die jede Ausschreibung gewinnen würden“

„Projekte, die jede Ausschreibung gewinnen würden“economy

CHRISTIAN CZAAK IM GESPRÄCH. Über feuchte Händedrucke, den Kreativitätsfluss in Zeiten von Urheberrechtsdebatten und warum auch schon Schulabsolventen erfolgreiche Unternehmensgründer sein können.


Als Initiator und Organisator des „talents austria“ Wettbewerb für „cyberschüler“ sind im Laufe der Jahre hunderte Projekte über Ihren Monitor gelaufen. Gibt es eigentlich noch Überraschungen?

Christian Czaak: Immer wieder gibt es überraschende Innovationen. Im heurigen Jahr etwa das Projekt „Lumi Table“. In Wahrheit ist das ein komplett selbst designter und produzierter Multi-Media-Touch-Screen-Design-Tisch, zu Produktionskosten von 900 Euro je Stück. Das Ding würde sich locker um 6.000 Euro verkaufen lassen. Immer wieder überraschend ist auch die hohe Professionalität. Wenn etwa das heurige „School Network Trooper-Team“ bei einem großen IT-Konzern arbeiten würde, gewinnen die jede Projektausschreibung eines Unternehmens.

Welche Themen beschäftigen die Jugendlichen? Welche Bereiche stoßen auf besonderes Interesse?
Bei der Technologie alles rund um „mobile“ und bei den Themen kommen immer mehr soziale Projekte. Auch das Thema „Firmengründung“ gleich nach der Schule wird wichtiger. Besonders begeisternd ist aber immer wieder die Eigeninitiative der Jugendlichen. Es gibt eine Problemstellung oder einen Bedarf und das wird angegangen und selbständig gelöst.

Mittlerweile gibt es kaum noch Schüler ohne Smartphone. Welche Auswirkungen hat das auf den Wettbewerb? Laufen Apps & Co den konventionellen Softwarelösungen für den PC allmählich den Rang ab?
Eindeutig. Wie vorhin angeführt, übernimmt das „mobile“ die Führung. Nur bei klassischen Netzwerk-Projekten spielt die traditionelle IT-Landschaft noch eine Rolle. Aber auch hier ist fast immer eine mobile Nutzungsmöglichkeit inkludiert.

Stichwort: Urheberrecht. Inwieweit wird dadurch die Kreativität der Schülerinnen und Schüler eingeschränkt?
Die von Jugendlichen von Anfang an gelernte Gratis-Bekomm-Welt des Internets ist sicher ein großes Problem. Das zeigt sich bei vielen Projekten. Es ist ihnen einfach nicht bewusst, das ein anderer Mensch diese Illustration oder Musikstücke erarbeitet hat und eben eine entsprechende Leistung dahinter steckt. Daher braucht es entsprechende Mechanismen für die Bewusstmachung. Wichtig ist hier eine Trennlinie zwischen persönlicher, privater und einer etwaigen kommerziellen Nutzung zu schaffen. Der persönliche kreative Freiraum dieser jungen Menschen sollte auf keinen Fall eingeschränkt werden.

Eine Vierzahl der Projekte, mit durchaus kommerziellem Nutzen, laufen in Kooperation mit Unternehmen. Wie kann man dafür Sorge tragen, dass der Idealismus der Jugendlichen nicht für „Geschäftemacherei“ benutzt wird?
Das ist in der Tat ein ganz heikler Punkt. Immer wieder hören wir, dass Jugendliche tausende Arbeitsstunden in gemeinsame Projekte mit Partner-Unternehmen investieren und dafür dann einen „feuchten Händedruck“ in Form von 100 Euro für die Klassenkasse bekommen. Als Veranstalter haben wir bereits mehrmals versucht eine Art Coaching-Plattform zur Verfügung zu stellen. Bislang leider erfolglos. Seither biete ich bei gravierenden Fällen Schülern und Schulen meine persönliche Hilfe an. Der Ordnung halber sei aber auch erwähnt, dass es immer mehr Schulen, insbesondere HTLs, gibt, wo die Schulleitung klare Kriterien für die Zusammenarbeit mit Unternehmen vorgibt. Und es gibt auch Unternehmen, die von sich aus eine ordentliche Entlohnung gewährleisten.

Talents austria finanziert sich seit seinem Bestehen vorwiegend aus Medienkooperationen und finanziellen Zuwendungen der öffentlichen Hand. Was hindert Unternehmen daran, sich an diesem Schul-Wettbewerb zu beteiligen?
Die IT-Unternehmen der Plattform economyaustria unterstützen dieses Projekt. Generell ist es aber in Zeiten wie diesen nahezu unmöglich geworden, Budgets oder auch nur Sachpreise oder personelle Ressourcen, etwa für Praktikumsplätze, von Unternehmen zu bekommen. Überaus schade und unbegreiflich. Die Teilnehmer sind nicht nur potentielle Mitarbeiter von Morgen, sie sind auch potentielle Kunden. Ich höre immer wieder, dass es bei Schülern „halt keinen schnellen Return of Investment gibt“. Daher einmal mehr ein großes DANKE an das Bildungs- und Wirtschaftsministerium, an die IT-Unternehmen der Plattform economyaustria und an meine Medienpartner economy, Radio FM4 und Wirtschaftsblatt für die Unterstützung.

Economy Ausgabe 999999, 19.06.2012