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20. April 2024

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Leichter Lockdown reicht in Deutschland nicht aus

Leichter Lockdown reicht in Deutschland nicht aus© Bilderbox.com

Eine Verlängerung des bisherigen leichten Lockdowns würde in Deutschland die Zahl der Ansteckungen in den nächsten Wochen nur langsam verringern, so aktuelle Berechnungen des deutschen ifo-Instituts.

(red/cc) „Die Politik hat folgende Möglichkeiten um die Ansteckungen weiter zu verringern: Verschärfungen bei Bildungseinrichtungen oder im Einzelhandel oder beides, bis hin zu weitgehenden Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen wie im harten Lockdown”, sagt Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragungen, das die aktuellen Berechnungen gemeinsam mit ForscherInnen der Uni Bonn und des IZA (Institut for Labor Economics) erstellt hat.

Massive Kontaktreduktion gegen harten Lockdown im Jänner
„Um einen neuen, harten Lockdown im Januar zu verhindern, kann man nur an die Bürger appellieren, freiwillig ihre Kontakte zu verringern”, so Peichl weiter. “Außerdem müssen alle Möglichkeiten der Nachverfolgung von Infektionsketten genutzt werden, etwa durch eine Erweiterung der Corona-Warn-App.“ Auch sollten Massentests in Hochrisikoregionen und Verbesserungen in der Datenerhebung durchgeführt werden. Dies wäre kosteneffizienter als ein flächendeckender Lockdown.

Einführung von Wechselklassen und digitaler Fernunterricht
Die Einführung von Wechselklassen und digitalem Fernunterricht könnte wiederum ausreichen, um bis Weihnachten immerhin einen Ansteckungswert von 50 zu erreichen, so Berechnungen des ifo-Instituts. Voraussetzung dafür wäre jedoch, dass die notwendige digitale Infrastruktur und Konzepte für Home Schooling vorhanden wären – ansonsten drohen große Kosten im Bildungssektor, die Deutschland langfristig schaden könnten.

Abwägung der gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Schäden
Jedoch sei es auch bei regulärem Schulbetrieb möglich, die Ansteckungen bis Weihnachten unter 50 zu drücken: Die Schließung und Einschränkung weiterer Wirtschafts- und Geschäftstätigkeiten mit gleichzeitig offenen Schulen hätte die gleiche Wirkung wie ein leichter Lockdown, aber mit Schulschließungen. „Es braucht also eine Abwägung, welcher Schaden wirtschaftlich und gesellschaftlich höher einzustufen ist: Der langfristige Schaden durch die Einschränkung der Schulen oder der kurzfristige Schaden durch die Einschränkung weiterer Wirtschaftszweige”, sagt Peichl.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 04.12.2020