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28. März 2024

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Initiative Trust in Cloud startet

Initiative Trust in Cloud startet Tobias Höllwarth mit den CIOs österreichischer Innovations-Leader wie SPAR, OMV, IDC, OeBB, BKA und Blizzard (v.l.n.r.). (c) ecaustria

Die digitale Transformation unserer Gesellschaft bringt der österreichischen Wirtschaft enorme Chancen. Doch wer die Möglichkeiten nicht nutzt, wird vom Markt verschwinden. Österreich scheint eine industrielle Revolution zu verschlafen. Denn bei der Nutzung von Cloud-Technologie liegt Österreich weit abgeschlagen hinter Deutschland oder Tschechien.

Die neu gegründete Initiative Trust in Cloud (www.trustincloud.org) hat das Ziel, die heimische Wirtschaft fit für die Cloud zu machen und Vertrauen in die Technologie aufzubauen. Getragen wird die Initiative von den wichtigsten Anbieterunternehmen im Bereich der Cloud-Technologie. Als sogenannte „Leitwölfe“ konnten von der Initiative CIOs der renommiertesten Unternehmen Österreichs wie etwa OMV, ÖBB, conwert, Bundeskanzleramt, SPAR ICS und Blizzard Sport gewonnen werden. Diese Unternehmen zeigen wie sie sich auf Cloud-Technologie vorbereiten oder diese bereits erfolgreich einsetzen.

Österreich muss industrielle Revolution nützen
Österreich ist in Sachen Cloud-Technologie im internationalen Umfeld weit abgeschlagen. „Wir sehen die digitale Transformation unserer Gesellschaft: Geschäftsmodelle verändern sich durch die Cloud und neue entstehen. Dazu kommt eine neue Art zu kommunizieren, eine neue Art zu produzieren, eine neue Art Kunden anzusprechen und eine neue Art der Verteilung“, betont Tobias Höllwarth, Gründer der Trust in Cloud Initiative (www.trustincloud.org). „Cloud-Technologie ist ein Game-Changer, der alles ändert. Doch wer diese Möglichkeiten nicht nutzt, wird vom Markt verschwinden“, ist Höllwarth sicher.

KMU können mit Industrie gleichziehen
Trust in Cloud will deshalb anhand von erfolgreichen Anwenderbeispielen der österreichischen Top-Industriebetriebe auch heimischen Klein- und Mittelunternehmen realitätsnahe Vorteile von Cloud-Technologie verdeutlichen.
Gerade für KMU, die das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft sind, stellt Cloud-Technologie einen enormen Wettbewerbsvorteil dar. Denn mit Hilfe der IT-Infrastruktur, Software und Plattformen, die je nach aktuellem Bedarf aus dem Internet abgerufen werden, können heimische KMU kostengünstig auf Oberliga-IT-Lösungen, die sonst nur Großunternehmen zur Verfügung stehen, zugreifen. „Cloud schafft Innovation zu niedrigen Kosten, erhöht die unternehmerische Agilität und eröffnet neue Zukunftsperspektiven – für die einzelnen Unternehmen genauso wie für die Volkswirtschaft Österreichs“, betont Höllwarth.

Österreich hinkt hinterher
Doch in Österreich wird Cloud-Technologie noch kaum genützt. „Der Anteil der Cloud-Technologie von weniger als einem Prozent am Markt für IT-Services ist alarmierend. Damit liegt Österreich weit abgeschlagen hinter Deutschland oder sogar Tschechien“, beschreibt Rainer Kaltenbrunner, Country Manager Austria bei IDC, aktuelle Zahlen. „Auch die Wachstumsprognosen lassen nichts Gutes erwarten: Der österreichische Cloud-Markt wächst nur auf niedrigem Niveau, in Deutschland wird das Wachstum bis 2018 um ganze sieben Prozent pro Jahr höher sein. Diese Kluft zwischen dem Nachzügler Österreich und Ländern wie Deutschland, denen die wirtschaftliche Bedeutung von Cloud-Services besser bewusst ist, droht sich über die Jahre noch zu vergrößern.“

Vertrauen in Cloud aufbauen
Um diese Situation zu ändern, haben sich die renommiertesten Anbieterunternehmen von Cloud-Technologie in Österreich und die größten IT-Organisationen zusammengetan und die Initiative Trust in Cloud geschaffen. Sogenannte „Leitwölfe“, die CIOs von zahlreichen bedeutenden österreichischen Betrieben, zeigen zudem, wie ihre Unternehmen sich auf Cloud-Technologie vorbereiten oder diese bereits erfolgreich einsetzen.
Die Ziele von Trust in Cloud sind, der Cloud-Skepsis in Österreich herstellerunabhängig entgegenzuwirken, Vertrauen aufzubauen und ein Klima der kompetenten und kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Cloud zu schaffen. „Wer versucht, die Arbeit von heute mit den Methoden von gestern zu erledigen, wird morgen nicht mehr im Business sein. Wir fordern, dass wir in Österreich nicht mehr weiter zuschauen, wie wir überholt werden. Österreich muss auf einen Spitzenplatz im Cloud-Know-how und in der Cloud-Nutzung gelangen“, betont Höllwarth. Dazu hat Trust in Cloud vier Empfehlungen an die Österreichische Bundesregierung ausgearbeitet:

Empfehlungen an die Bundesregierung
Die Initiative gibt zudem vier Empfehlungen an die Bundesregierung ab. Einmal im Bereich „Strategie und Vorbild“ wo sie eine bundesweit einheitliche IT-Strategie aller öffentlichen Stellen und staatsnahen Betriebe zum bevorzugten Einsatz von Cloud-Lösungen empfiehlt - wenn dies rechtlich möglich, sinnvoll und günstiger ist. Durch offensive Nutzung von Cloud-Services soll der öffentliche Sektor mit gutem Beispiel vorangehen.
Als zweites der Bereich „Aufklärung und Unterstützung“, hier soll alles getan werden, um die Cloud-Kompetenz in Österreich zu steigern. Ausreichende Unterstützung bei der Evaluierung und Umsetzung von Cloud-Lösungen muss sichergestellt sein. Eine Sofortmaßnahme soll dabei das Aufklärungsprogramm „Der Weg in die Cloud“ sein.
Zum dritten Bereich „Qualität und Zertifizierung“ werden Maßnahmen zur Sicherung der Qualität und die Etablierung eines Kriterienkatalogs für Cloud-Services bei öffentlichen Auftragsvergaben empfohlen. Zertifizierungsmaßnahmen sollen generell die Auswahl und Qualitätsprüfung von Cloud-Services erleichtern.
Als vierten Bereich dann das besonders wichtige Thema „Kompetenz und Ausbildung“. Hier empfiehlt die neue Initiative die rasche Umsetzung eines zusätzlichen Cloud-Ausbildungsschwerpunkts in Schulen und Weiterbildungseinrichtungen sowie Investitionsanreize zur Ausbildung von Mitarbeitern, etwa ein Ergänzungsprogramm zum Europäischen Computerführerschein.

Weitere Programmschwerpunkte
Zudem wird die Initiative Trust in Cloud ein Jahr lang Informationsimpulse in drei Themenbereichen setzen: Einmal werden die CIOs zahlreicher österreichischer Unternehmen als „Leitwölfe“ eingeladen, ihre Erfahrungen mit der Cloud zu teilen. Zweitens wird die Initiative Best Cases aus ganz Österreich präsentieren und die Vorteile der Cloud für KMU aufzeigen.
Ergänzt werden diese Maßnahmen durch weitere Überzeugungsarbeit auf der Ebene von Politik und Wirtschaftsverbänden. Dadurch sollen Geschäftsführer und IT-Entscheider von KMU angeregt werden, sich selbst aktiv mit der Cloud zu beschäftigen. Die Best Cases kommen dabei sowohl von renommierten Industrie-Unternehmen wie auch von mittelständischen und insbesondere auch kleineren Unternehmen und Start-Ups.

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Die „Leitwölfe“ der Initiative Trust in Cloud
Als „Leitwölfe“ konnte die Initiative Trust in Cloud die CIOs von einigen der bedeutendsten Unternehmen Österreichs gewinnen, unter anderem von OMV, ÖBB, conwert, Bundeskanzleramt, SPAR ICS und Blizzard Sport. Diese CIOs zeigen auf, wie ihre Unternehmen sich auf Cloud-Technologie vorbereiten oder diese bereits erfolgreich einsetzen, um als Vorbild für kleine und mittlere Unternehmen aufzutreten. „Die Zusammenarbeit mit den CIOs der renommiertesten Unternehmen Österreichs soll helfen, die Aufmerksamkeit auf Cloud-Technologie zu lenken, und stellt Leuchtturm-Projekte in den Vordergrund. Wir danken den CIOs, dass sie ihr Know-how und ihre Erfahrung in Sachen Cloud zur Verfügung stellen“, erklärt Höllwarth die Funktion der „Leitwölfe“.

Peter Lenz, CIO ÖBB (www.oebb.at)
„Als umfassender Mobilitätsdienstleister sorgt der ÖBB-Konzern österreichweit für die umweltfreundliche und sichere Beförderung von Personen und Gütern. Bei uns versteht sich die IT als Unterstützer und Förderer der Geschäftsstrategie, der Fokus liegt auf der unternehmensweiten Nutzung von Lösungen. Diese betreffen Endkundenthemen, Kernprozesse und Innovation im ganzen Konzern. Naturgemäß spielen bei den ÖBB Sicherheit und Zuverlässigkeit eine enorm große Rolle. In einer Policy haben wir festgelegt, welche Dienste in die Cloud verlagert werden können und welche nicht. Für uns ist klar: Wir wollen die Vorteile der Cloud nutzen, aber sensible Kundendaten und betriebliche Daten des Bahnverkehrs bleiben bei uns. Cloud-Technologie ergänzt für uns das Leistungsportfolio, um unserem Unternehmen IT-Services maßgeschneidert anzubieten.“

Marcus Frantz, CIO OMV (www.omv.at)
„Für die OMV, größtes österreichisches Industrieunternehmen und globaler Konzern mit Standorten in Afrika oder Neuseeland, ist Cloud Computing ein wichtiges Element der generellen IT-Strategie, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Mit Hilfe von Cloud-Applikationen können wir weltweit die Versorgung mit hochwertiger IT-Infrastruktur für unsere Mitarbeiter sicherstellen. Ein gutes Beispiel sind die „Digital Branch Offices“.“

Hannes Gutmeier, Leiter Konzern-IT, conwert (www.conwert.at)
„Die conwert Immobilien Gruppe ist einer der größten Bewirtschafter und Entwickler von Wohnimmobilien in Deutschland und Österreich. Auf circa 40 Standorten werden von uns über 55.000 Einheiten verwaltet. Daher haben wir eine IT-Strategie entwickelt, die zum Ziel hat, IT-Ressourcen entsprechend den operativen Anforderungen rasch und flexibel zur Verfügung zu stellen. Diese Flexibilität ist für den Immobiliensektor unabdingbar. Wo es möglich und sinnvoll ist, gehen wir dabei zu Cloud-Applikationen über. Nur in der Cloud können wir flexibel, schneller und agiler sein.“

Roland Ledinger, Leiter IKT-Strategie, Bundeskanzleramt (www.bka.gv.at)
„Cloud-Computing schafft Synergien, Standardisierung und Kosteneinsparung. Daher muss auch die öffentliche Verwaltung deren Einsatz laufend prüfen. Wir haben bereits vor zwei Jahren das Thema Cloud-Computing für den Einsatz in der öffentlichen Verwaltung evaluiert und ein Positionspapier erarbeitet. Für die E-Government-Strategie sind neue Entwicklungen und Technologien von großer Relevanz. Daher muss es unsere Aufgabe sein, auch in Sachen Cloud-Know-how im europäischen Spitzenfeld zu liegen, um Risiken und Chancen abzuwägen und den besten Nutzen aus dieser zukunftsweisenden Technologie zu ziehen.“

Andreas Kranabitl, SPAR ICS (www.spar.at)
„Innovatives Retail Business ist heute ohne Cloud nicht möglich. Neue IT-Technologien verändern Wirtschaft und Geschäftsmodelle nachhaltig, wir müssen uns laufend dem Wettbewerb stellen und uns daher mit Technologien wie Cloud-Computing auseinandersetzen. Wir, aber auch unsere Partner im Mittelstand würden ohne die Nutzung von Cloud-Services zurückfallen. Bei SPAR stellen wir in einer Private-Cloud-Architektur schon seit Jahren IT-Services für das Core-Business unserer Betriebe in großem Umfang zur Verfügung. Cloud ist also nichts Neues, sondern sollte in Zukunft auch bei KMU Bestandteil des IT-Portfolios sein.“

Eric-Jan Kaak, CIO Blizzard Sport (www.blizzard-ski.com)
„Im Zuge der Konsolidierung der globalen IT-Aktivitäten innerhalb der gesamten Tecnica Gruppe haben wir die Schwerpunkte neu gesetzt. Cloud-Technologie spielt hierbei eine zentrale Rolle, weil sie es uns erlaubt, schneller auf Marktentwicklungen zu reagieren. Sie gibt uns Flexibilität in einem sich immer schneller bewegenden Marktumfeld. Business und IT verschmelzen miteinander, und dadurch werden zum Beispiel die Produktionsabläufe in unserem Werk in Mittersill direkt mit allen anderen Geschehnissen im Konzern verbunden. Deswegen gibt es keine getrennte Cloud-Strategie, sondern nur eine integrierte Business-Strategie.“

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Was ist Cloud-Technologie?
Definition laut deutschem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik:
„Cloud Computing bezeichnet das dynamisch an den Bedarf angepasste Anbieten, Nutzen und Abrechnen von IT-Dienstleistungen über ein Netz. Angebot und Nutzung dieser Dienstleistungen erfolgen dabei ausschließlich über definierte technische Schnittstellen und Protokolle. Die Spannbreite der im Rahmen von Cloud Computing angebotenen Dienstleistungen umfasst das komplette Spektrum der Informationstechnik und beinhaltet unter anderem Infrastruktur (z. B. Rechenleistung, Speicherplatz), Plattformen und Software.“

Über Trust in Cloud (www.trustincloud.org)
Trust in Cloud, eine Initiative von EuroCloud Österreich, besteht aus den wichtigsten Anbieterunternehmen von Cloud-Technologie in Österreich. Zusätzlich kooperiert die Initiative mit den größten IT-Organisationen des Landes. Sogenannte „Leitwölfe“, die CIOs von zahlreichen bedeutenden österreichischen Betrieben, zeigen, wie ihre Unternehmen sich auf Cloud-Technologie vorbereiten oder diese bereits erfolgreich einsetzen.
Trust in Cloud hat das Ziel, in Österreich Interesse an und Vertrauen in hochwertige Cloud-Lösungen zu schaffen. Das ist wichtig, da Österreich in Sachen Cloud im internationalen Umfeld ein Nachzügler ist. Es soll nun eine kompetente, kritische, aber positive Atmosphäre geschaffen werden, in der sich Kunden und Anbieter zu den Möglichkeiten der Cloud austauschen können. Dabei geht es nicht um die Produkte und Lösungen der Anbieterfirmen, über die im Rahmen der Initiative auch nicht gesprochen wird. Der Fokus liegt auf dem Thema Cloud-Technologie, dem Standort Österreich und den heimischen KMU. Denn von Cloud-Technologie können einzelne Unternehmen sowie die gesamte Wirtschaft Österreichs profitieren.

Mitglieder der Initiative Trust in Cloud: A1, SAP, T-Systems, Microsoft, HP, Salesforce, ACP, Raiffeisen Informatik, Brainloop, Tieto, e-shelter, Ricoh, addIT, IBM, X-tech
Kooperierende IT-Organisationen: Austrian Institute of Technology, EuroCloud, Internet Initiative, Digitales Österreich, ADV, Österreichische Computergesellschaft, Kuratorium Sicheres Österreich

Über IDC
International Data Corporation (IDC) ist der weltweit führende Anbieter von Marktinformationen, Beratungsdienstleistungen und Veranstaltungen auf dem Gebiet der Informationstechnologie und der Telekommunikation. IDC analysiert und prognostiziert technologische und branchenbezogene Trends und Potenziale und ermöglicht ihren Kunden so eine fundierte Planung ihrer Geschäftsstrategien sowie ihres IT-Einkaufs. Durch das Netzwerk der mehr als 1.000 Analysten in 110 Ländern mit globaler, regionaler und lokaler Expertise kann IDC ihren Kunden umfassenden Research zu den verschiedensten Segmenten des IT-, TK- und Consumer-Marktes zur Verfügung stellen. Seit 50 Jahren vertrauen Business-Verantwortliche und IT-Führungskräfte bei der Entscheidungsfindung auf IDC.

Über EuroCloud
EuroCloud.Austria ist der Verband der österreichischen Cloud-Computing-Industrie und repräsentiert diese im paneuropäischen EuroCloud-Netzwerk. EuroCloud setzt sich für Akzeptanz und bedarfsgerechte Bereitstellung von Cloud-Services am österreichischen Markt ein, wobei traditionelle europäische Werte wie Datensicherheit und Datenschutz einen besonders hohen Stellenwert erhalten. Das aktuell wichtigste Projekt ist das Cloud-Zertifizierungssystem EuroCloud Star Audit, das derzeit das einzige europäische Qualitätsgütesiegel ist, das bereits weltweit verfügbar ist. Kürzlich wurde Taiwan Mobile nach diesem Gütesiegel zertifiziert. www.eurocloud-staraudit.eu

Über Tobias Höllwarth
Tobias Höllwarth ist Gründungsmitglied und Vorstand der EuroCloud.Austria und Vice-President der EuroCloud Europe. Er fungiert als Experte für Zertifizierungsfragen beim Austrian Standards Institute ASI (ÖNORM) und ist österreichischer Delegationsleiter bei den Verhandlungen der International Organization for Standardization (ISO) zu Fragen des Cloud-Computings.
Neben anderen Fachpublikationen ist er auch Herausgeber des Buches „Der Weg in die Cloud“, das bereits in viele Sprachen – auch Chinesisch – übersetzt wurde. Tobias Höllwarth gilt als einer der führenden Cloud-Computing-Experten in Österreich und berät zahlreiche internationale Unternehmen sowie Behördenorganisationen bei der Definition ihrer Cloud-Strategien.

Links

red/cc, Economy Ausgabe 999999, 28.11.2014