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25. April 2024

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Mit den Händen in der Erde wühlen

Mit den Händen in der Erde wühlenBilderbox.com

... und in Folge Alzheimer bekämpfen.

Mit der Entwicklung eines entscheidenden Nachweisverfahrens von Immunstoffen zur Bekämpfung der Alzheimer-Krankheit holte sich Marion Prior von der Med Uni Wien den ersten Platz beim diesjährigen INiTS Woman-Award. Economyaustria sprach mit Ihr über Hands-On-Unterstützungen, die Vereinbarkeit von Familie und Forschungskarriere sowie über schwierige Beschäftigungsverhältnisse an österreichischen Unis.

Economy: Wann und warum war klar bzw. ausschlaggebend, dass Ihr Interesse in Richtung Naturwissenschaften/Life Sciences geht?
Marion Prior: Mein Interesse für Naturwissenschaften wurde bereits sehr früh geweckt. Ich habe als Kind am liebsten mit den Händen in der Erde gewühlt, um herauszufinden was sich darin alles verbirgt. Als ich dann etwas älter war, hat es mich fasziniert diverse Gewässerproben mit dem Mikroskop zu untersuchen.
Somit war für mich schon sehr früh klar Biologie zu  studieren. Während meines Studiums und im Zuge meiner Diplomarbeit wurde ich von sehr engagierten Professoren für Wissenschaft begeistert und in meinem Wunsch bestärkt als Wissenschafterin zu arbeiten.
 
Wie empfinden Sie die Rahmenbedingungen für Forschung an der Uni, welche erwähnenswerten positiven und negativen Seiten gibt es, welche Verbesserungsvorschläge und Wünsche?
Die Rahmenbedingungen an den Universitäten werden zunehmend schwieriger. Die Finanzierung von Forschungsvorhaben geschieht hauptsächlich über Drittmittel. Damit einhergehend ergeben sich für viele junge Forschende Schwierigkeiten bezüglich ihrer Beschäftigungsverhältnisses an den Universitäten.
Die stets befristeten Verträge enden in Kettenverträgen, mit einer Maximallaufzeitzeit von sechs Jahren. Aussicht auf unbefristete Dienstverhältnisse gibt es kaum. Somit sind bestens ausgebildete Forscher oft gezwungen die Universität zu verlassen. Dieser Entwicklung muss dringend entgegengewirkt werden!
 
Wie stehen Sie zur Situation, dass es viel zu wenige weibliche Wissenschafter in Naturwissenschaften und Technologie gibt und welche Ansatzpunkte und Verbesserungsvorschläge gibt es Ihrerseits?
Etwa zwei Drittel der Biologie Studenten/Absolventen sind Frauen. Jedoch sind immer noch viel weniger Frauen in Wissenschaft und Forschung vertreten. Problematisch ist hier vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Forschungskarriere.
Es wird zwar eine Erhöhung des Frauenanteils angestrebt, allerdings kann dies nur funktionieren, wenn es genügend flexible Kinderbetreuungsplätze gibt, denn nicht jedes Projekt oder Experiment kann an starre Öffnungszeiten angepasst werden.

Gibt es Plan oder ein festes Vorhaben zur Unternehmensgründung und wie empfinden Sie Betreuungseinrichtungen und generelle Unterstützung für wissenschaftliche Start-ups?
Eine Unternehmensgründung ist im Moment nicht geplant, da ich mir erst durch die Teilnahme beim INITS Award Gedanken über die wirtschaftliche Verwertbarkeit meiner Arbeit gemacht habe und meine Geschäftsidee daher noch in den Kinderschuhen steckt.
Das Know-how und die Hands-on Unterstützung von Gründungseinrichtungen wie INITS würde ich jedenfalls für die Weiterentwicklung und Umsetzung meines Projekts in Anspruch nehmen.

Beeinflusst die INiTS-Prämierung Ihren weiteren beruflichen Werdegang?
Anerkennung und Wertschätzung der erbrachten Leistung kommt in der Wissenschaft leider oft zu kurz, daher ist die Prämierung natürlich ein großer Motivationsschub.
Der Award hat jedenfalls mein Bewusstsein für die wirtschaftliche Verwertbarkeit und das Potenzial das in meiner wissenschaftlichen Arbeit steckt geweckt.

cc, Economy Ausgabe 999999, 05.12.2014