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29. März 2024

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Der nächste Schritt nach 150 Jahren

Der nächste Schritt nach 150 Jahren© Bilderbox.com

Mit einer neuen Methoden zur Analyse der Fäkalbelastungen von Wasser – der DNA-Analytik – soll sich künftig der Ursprung von Fäkalien umfassend und einfach feststellen lassen.

Weltweit ist das Wasser von mindestens 1,8 Milliarden Menschen mit Fäkalien verunreinigt. Etwa 500.000 Menschen erkranken jährlich an den Folgen von verunreinigtem Wasser. Geht es nach den Vereinten Nationen, soll das Problem bis 2030 gelöst werden. Oft ist es allerdings schwierig, die richtigen Maßnahmen zu setzen, weil die Quelle der Verunreinigung mit den derzeitigen Tests nicht feststellbar ist.
In einem vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekt forscht daher eine Gruppe um Andreas Farnleitner von der Technischen Universität Wien und der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems an genaueren und schnelleren Analysemethoden. "Der Nachweis von Fäkalien in Wasser basiert seit über 120 Jahren auf dem Darmbakterium Escherichia coli. Es lebt im Darm von Tier und Mensch und lässt sich relativ leicht im Wasser detektieren", sagt Farnleitner.

Unterschiedliche Wild- und Haustiere
Diese essenzielle Standardmethodik sei aber in die Jahre gekommen, so Farnleitner: "Der Nachweis sagt uns nicht, woher die Belastung kommt." Außerdem ist Escherichia coli selbst harmlos. Farnleitner konzentriert sich auf Darmbakterien, die bisher nicht nachweisbar waren, sogenannten "wirtsassoziierten abundanten Bakterien". Diese Bakterien können nun anhand ihrer DNA nachgewiesen werden.
Mit den Fäkalien von unterschiedlichsten Wild- und Haustieren sowie Bodenproben wurde eine Datenbank der Mikroorganismen erstellt. Manche Darmbakterien haben sich gemeinsam mit dem Wirtsorganismus entwickelt und sind für diesen typisch. Sie sind wie ein Fingerabdruck für die jeweilige Tiergruppe. Genau danach sucht Farnleitners Team. Bislang hat man 23 Millionen DNA-Sequenzen analysiert. "Zukünftig werden damit Feld- und Schnell-Nachweis-Verfahren möglich sein, die draußen im Freien funktionieren, mit simplen Mitteln. Diese Entwicklung wird die Wasserqualitätsanalyse revolutionieren", so Farnleitner. Man habe nun die Möglichkeit, nach fast 150 Jahren einen Schritt weiterzugehen.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.06.2017